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Zugpersonal verkauft neu Last-Minute-Tickets

Bern - Wer auf den letzten Drücker noch auf den einen Zug aufspringen will, jedoch noch kein Billett hat, kann künftig in letzter Minute beim Zugpersonal ein Ticket lösen. Dieses sogenannte Perronbillett kostet jedoch 10 Franken mehr als das am Schalter oder Automaten gelöste Billett.

bg / Quelle: sda / Freitag, 28. Juni 2013 / 12:54 h

Zudem müssten die Reisenden aktiv auf die Zugbegleiter zugehen, teilte die SBB am Freitag mit. Das Perronbillett gilt nur für den Fernverkehr. Im Regionalverkehr müssen Reisende weiterhin einen gültigen Fahrausweis vorweisen können. Die neue Regelung gilt ab dem 1. Juli. Die SBB reagieren damit auch auf die Unzufriedenheit zahlreicher Kunden seit der Einführung der Billett-Pflicht, aufgrund welcher seit Ende 2011 im Zug nachträglich keine Billetts mehr gekauft werden können. Die Regelung führte dazu, dass manch einem Reisenden eine Busse aufgebrummt wurde, weil er durch ein Missgeschick ohne Billett unterwegs war - obwohl er zahlen wollte. Die Beschwerden über solche Fälle häuften sich folglich.

SBB kulant

Inzwischen wurden mehrere Änderungen im Umgang mit Bahnreisenden mit einen ungültigen, falschen oder sonst nicht regelkonformen Fahrausweis umgesetzt. Unter anderem erhält der SBB-Kunde keine Busse mehr, wenn er zwar ein Mobile-Ticket gelöst hat, es wegen leerem Akku jedoch nicht zeigen kann.



Das Billett beim Personal ist einiges teurer. /

SBB-Chef Andreas Meyer gibt sich kulant, übt aber gleichzeitig auch Selbstkritik: «Die Kundinnen und Kunden erwarten von uns ein einfaches und verständliches System, das kalkulierbar ist und keine Überraschungen birgt. Diesen berechtigten Anspruch haben wir in der Vergangenheit nicht immer erfüllt», liess er sich im Communiqué zitieren.

SEV: Imageschaden hätte verhindert werden können

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV sieht den Billettverkauf auf dem Perron als geeignete Massnahme, um die Billettpflicht durchzusetzen, wie er mitteilte. Allerdings kann sich der SEV einen Seitenhieb nicht verkneifen: Hätte die SBB früher auf die Warnungen des Zugpersonals gehört, hätte sie sich einen grossen Imageschaden ersparen können. Die Zugbegleiter hatten sich bei der Durchsetzung der Billettpflicht mehr Spielraum gewünscht. Mit der neuen Regelung sei dies jetzt möglich, heisst es vom SEV. Trotzdem sei unerklärlich, weshalb die SBB so lange uneinsichtig gewesen sei und ein Regime habe durchziehen wollen, das im Bahnverkehr völlig systemfremd gewesen sei.

«Lösung mit Augenmass»

Zustimmung erhält das Perronbillett auch von Pro Bahn, der Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs, sowie vom Konsumentenforum. Pro Bahn spricht von einer «Lösung mit Augenmass». Sie werde helfen, bisher aufgetretene Konsequenzen wegen des fehlenden Billetts in Grenzen zu halten, heisst es in einer Stellungnahme. Das Konsumentenforum seinerseits sieht mit der Regelung gewährleistet, dass Bahnkunden einen Spielraum haben und nicht gleich kriminalisiert werden, wie es in einer Mitteilung heisst.

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