Deutsches TV-Duell ohne klaren Sieger

Das einzige Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Herausforderer Peer Steinbr�ck vor der deutschen Bundestagswahl ist ohne klaren Sieger geblieben.

Die ersten Umfragen am Sonntagabend ergaben kein eindeutiges Bild: Die ARD ermittelte Vorteile f�r Steinbr�ck, das ZDF und RTL sahen hingegen Merkel vorn. Insgesamt verlief die 90-min�tige Debatte, die im Fernsehen und im Internet von einem Millionenpublikum verfolgt wurde, sehr sachlich.

Angesichts des klaren R�ckstands in allen Umfragen ging Steinbr�ck von Beginn an in die Offensive. Der SPD-Kandidat machte Merkel f�r «Stillstand» verantwortlich. Als Kanzler werde f�r mehr soziale Gerechtigkeit sorgen.

Merkel hingegen verteidigte ihre christlich-liberale Koalition. «Wir haben gezeigt, dass wir es k�nnen - und das in einer schwierigen Zeit.» Deshalb wolle sie das B�ndnis mit der FDP auch fortsetzen.

Das Duell galt f�r den SPD-Herausforderer als m�glicherweise letzte Chance, vor dem 22. September doch noch einen Stimmungswechsel zu schaffen. Immer wieder versuchte Steinbr�ck, Merkel aus der Reserve zu locken. Die CDU-Vorsitzende ging darauf jedoch nicht ein. Beide sprachen sich direkt an. Bislang hatte Merkel im Wahlkampf ihren Herausforderer ignoriert.

Ein Land, zwei Bilder

Erwartungsgem�ss zeichneten Kanzlerin und Kandidat ein v�llig unterschiedliches Bild des Landes. Merkel sagte, Deutschland habe mit 29 Millionen Menschen so viele Besch�ftigte wie nie zuvor. 2015 k�nne man erstmals wieder ohne neue Schulden auskommen. Dann warnte sie: «Wir d�rfen nichts tun, was Arbeitspl�tze in Gefahr bringt. Die Steuererh�hungspl�ne der Sozialdemokraten und der Gr�nen bringen die Gefahr mit, dass wir die gute Ausgangslage, die wir haben, nicht verbessern, sondern verschlechtern.»

Steinbr�ck entgegnete:« Wir wollen nicht die Steuern f�r alle erh�hen.» Die SPD wolle jedoch die «f�nf oberen Prozent» der Einkommensbezieher st�rker heranziehen.

Angela Merkel und Peer Steinbr�ck traten heute im Fernsehen zum einzigen Rededuell an. /

Mit einem Kanzler Steinbr�ck h�tten die Deutschen insgesamt mehr Geld in der Tasche. Insbesondere warb er f�r einen fl�chendeckenden gesetzlichen Mindestlohn.

Im Streit um ein m�gliches drittes Rettungspaket f�r Griechenland liess die Kanzlerin offen, wie hoch weitere Hilfen ausfallen k�nnten. «Keiner weiss genau, wie sich die Dinge in Griechenland entwickeln.» Steinbr�ck hielt dagegen, man k�nne nicht immer nur die «Konsolidierungskeule» schwingen. «Nat�rlich muss es zu einer Konsolidierung der �ffentlichen Haushalte kommen, aber bitte nicht in einer t�dlichen Dosis f�r diese L�nder.»

In allen Umfragen haben die Sozialdemokraten derzeit einen grossen R�ckstand auf die Union. Die CDU-Chefin bekr�ftigte ihr Vorhaben, die Koalition mit der FDP fortsetzen zu wollen. Auf die Frage nach einer m�glichen neuen B�ndnis mit der SPD sagte sie: «Ich m�chte auch keine grosse Koalition. Niemand strebt sie an.» Steinbr�ck bekr�ftigte, dass er selbst in keine grosse Koalition gehen werde. Zwischen 2005 und 2009 war er Merkels Finanzminister.

Deutlich wie noch nie schloss die CDU-Vorsitzende die Einf�hrung einer Pkw-Maut auf Deutschlands Autobahnen aus. Damit ging sie auf Distanz zum Koalitionspartner CSU: Bayerns Ministerpr�sident Horst Seehofer hat eine Maut zur Bedingung f�r einen neuen Koalitionsvertrag gemacht.

«Nicht handeln und dann denken»

Streit gab es wegen der NSA-Aussp�haff�re. Steinbr�ck warf Merkel erneut vor ihren Amtseid verletzt zu haben, Schaden f�r die Bundesrepublik abzuwenden. «Ich als Bundeskanzler w�re nicht auf die Idee gekommen, in einer Bundespressekonferenz zu sagen: Ich warte ab.» Darauf entgegnete Merkel: «Ich handle nicht erst und denke dann. Ich mache das umgekehrt: Ich denke erst mal nach, dann entscheide ich und dann handle ich.»

Das Duell wurde von den vier grossen Sendern ARD, ZDF, RTL und ProSieben live �bertragen. Vermutlich waren am Fernseher und �bers Internet deutlich mehr als 12 Millionen Zuschauer dabei. Die Parteien setzen in den letzten drei Wochen vor allem darauf, die vielen W�hler zu �berzeugen, die derzeit noch unentschlossen sind. Das TV-Duell war am Sonntagabend auch weltweit das am meisten kommentierte Thema auf Twitter.

Deutsches TV-Duell ohne klaren Sieger

Berlin - Das TV-Duell, der einzige direkte Schlagabtausch zwischen Merkel und Steinbr�ck: Drei Wochen vor der Wahl bleibt es ziemlich sachlich. Die Kanzlerin setzt auf �Schwarz-Gelb�. Steinbr�ck warnt vor nochmals �vier Jahren Stillstand�. Einen klaren Sieger gibt es nicht.