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Das Wunder von London

Der FC Basel ist auf sensationelle Weise in die Champions League gestartet. Der Schweizer Meister gewann das erste Spiel auswärts gegen Gruppenfavorit Chelsea 2:1. Mit ihren Treffern sorgten Mohamed Salah und Marco Streller in den letzten 20 Minuten für die Wende.

fajd / Quelle: Si / Mittwoch, 18. September 2013 / 22:45 h

Bis zur 71. Minute rannte der FCB einem Rückstand hinterher, den er sich durch ein Gegentor in den letzten Sekunden vor der Pause eingehandelt hatte. Dadurch, dass Basel nie die Nerven verlor, kam das Team von Murat Yakin zum Ausgleich. Es kombinierte sich, als sich Chelsea auf der sicheren Seite wähnte, durchs Mittelfeld, Salah schloss zum 1:1 ab. Streller machte mit dem Kopfball-Tor in der 81. Minute das Basler Glück in London perfekt.
«Entscheidend werden die Partien gegen Schalke», hatte Trainer Murat Yakin vor seinem ersten Spiel in der Königsklasse gemutmasst. Nun liegen bereits nach dem ersten von sechs Vorrunden-Spieltagen drei Punkte auf dem Basler Konto. Drei Punkte, die man nicht einkalkulieren konnte. Der Coup an der Stamford Bridge zeigte aber einmal mehr auf, wozu der FC Basel mittlerweile fähig ist. Nach dem 3:3 gegen Manchester United im September 2011 oder dem 2:2 bei Tottenham im Europa-League-Viertelfinal der letzten Saison realisierte der FCB einen weiteren Coup, dessen Wert kaum hoch genug einzustufen ist. Es war überhaupt der erste Basler Sieg auf englischem Boden und der erste einer Schweizer Mannschaft seit einem 3:1 der Grasshoppers in der ersten UEFA-Cup-Runde 1981 gegen West Bromwich Albion.

Gegentor zur Unzeit

Dass die Zusschauer in der Stamford Bridge in der 37. Minute «Come on, Chelsea» anstimmten, hatte durchaus seine Berechtigung. Denn das Heimteam wusste mit klar mehr Ballbesitz - zwischenzeitlich betrug das Verhältnis 65:35 Prozent - wenig anzufangen. Das war damit zu begründen, dass der FC Basel in der Defensive so gut wie keine Fehler beging. Abgesehen vom aussergewöhnlich ballsicheren Belgier Eden Hazard kamen Chelseas Akteure selten zur Entfaltung.

In der letzten Aktion vor der Pause stimmte die Zuordnung für einmal aber nicht. Innenverteidiger David Luiz erhielt bei der Angriffsauslösung von Marco Streller viel Platz und Zeit. Der unmarkierte Frank Lampard konnte Oscar lancieren, Behrang Safari diesen Pass nicht unterbinden, und Yann Sommer war gegen den Abschluss des Brasilianer dann chancenlos. Das, was sich der FCB mit einer defensiv starken Leistung erarbeitet hatte, war in den letzten Sekunden vor dem Halbzeitpfiff auf einen Schlag dahin. Umso ärgerlicher war das Gegentor zur Unzeit auch darum, weil es beim ersten internationalen Auftritt unter José Mourinho seit genau sechs Jahren Chelseas einzige aufregende Aktion vor der Pause war.

Gemessen an der internationalen Erfahrung (471:60 Champions-League-Einsätze der Startformationen) schlug sich die Basler Mannschaft mit ihren sechs Wettbewerbs-Debütanten bis dahin achtbar. Offensiv ging bei Basel vor allem dort etwas, wo sich Salah befand. Was vorwiegend über die rechte Seite geschah. Giovanni Sio zog auf der linken Flanke, wo er sich nach eigenen Angaben wesentlich weniger wohl fühlt, erstmals im FCB-Dress einen unterdurchschnittlichen Auftritt ein. Mit der offensiven Ausrichtung seines Gegenspielers Branislav Ivanovic war der Ivorer massiv gebunden.

Wende innert zehn Minuten

Durch den Rückstand war der FC Basel gezwungen, die Offensive stärker als in der ersten Halbzeit zu suchen. Bevor er zum 1:1 kam, hatte er aber mehrere heikle Momente zu überstehen. Innert weniger Minuten kam Chelsea durch Oscar (56./58.), Frank Lampard (58.) und Hazard (62.) zu vier guten Chancen.



Marco Streller liess die Basler Fans jubeln. /

Davon, und das bewies er nicht zum ersten Mal auf internationalem Parkett, zeigte sich der FCB wenig beeindruckt. Und belohnte sich dafür innerhalb von zehn Minuten fürstlich. Der Ausgleich durch Salah fiel nach einer herrlichen Kombination über vier Stationen, die der Ägypter mit einem ebenso sehenswerten Schlenzer abschloss.

Strellers Kopfball nach einem Corner von Matias Delgado und gewonnenem Zweikampf gegen Gary Cahill setzte dem beherzten Auftritt des Schweizer Meisters, wie ihn Yakin oder Goalie Yann Sommer gefordert hatten, das Sahnehäubchen auf. Mit dem 2:1 setzte der FCB nicht nur die eigenen Massstäbe, sondern auch einer bemerkenswerten Heimserie von Chelsea ein unerwartetes Ende. Seit einem 0:2 gegen Besiktas Istanbul im Oktober 2003 hatten die «Blues» keines von 29 Spielen in der Gruppenphase vor eigenem Publikum mehr verloren. Die Miene von Chelseas Besitzer Roman Abramowitsch weit oben in den VIP-Logen sprach Bände, die Zuschauer verliessen das Stadion in einer Mischung aus Schock und Unglauben. Vom vermeintlichen Aussenseiter aus der Schweiz düpiert zu werden, hatten sich weder der russische Besitzer noch die Supporter oder Trainer Mourinho vorstellen können.

Chelsea - Basel 1:2 (1:0)
Stamford Bridge. - 40'358 Zuschauer. - SR Orsati (It). - Tore: 45. Oscar (Lampard) 1:0. 71. Salah (Streller) 1:1. 81. Streller (Corner Delgado) 1:2.

Chelsea: Cech; Ivanovic, Cahill, David Luiz, Cole; Van Ginkel (76. Mikel), Lampard (76. Ba); Willian (67. Mata), Oscar, Hazard; Eto'o.

Basel: Sommer; Voser, Schär, Ivanov, Safari; Frei; Salah (88. Xhaka), Diaz, Stocker (81. Ajeti), Sio (65. Delgado); Streller.

Bemerkungen: Chelsea ohne Ramires (gesperrt), Basel ohne Elneny und Serey Die (beide verletzt). 56. Lattenschuss von Oscar. Verwarnungen: 42. Van Ginkel (Foul). 64. Diaz (Foul).


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