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Cohn-Bendit verabschiedet sich mit Appell zu Europa aus der PolitikStrassburg - Mit einem leidenschaftlichen Appell für ein föderales Europa hat sich der deutsche Grüne Daniel Cohn-Bendit am Mittwoch vom EU-Parlament verabschiedet. «Für Europa brauchen wir eine Vision, nicht nur Kompromisse», forderte Cohn-Bendit.asu / Quelle: sda / Mittwoch, 16. April 2014 / 12:28 h
Er tritt bei der nächsten Europawahl Ende Mai nicht mehr an. Wer heute die Rückkehr zur Souveränität der Nationalstaaten fordere, müsse wissen, dass diese durch die Globalisierung ausgehebelt worden sei, betonte der 69-Jährige während einer Debatte zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges.
Kein einziges europäisches Land könne sich heute auf nationaler Ebene den Herausforderungen der Zukunft stellen, mahnte Cohn-Bendit. Und keines werde in 30 Jahren mehr Mitglied in der G-8-Gruppe der mächtigsten Wirtschaftsnationen sein, nicht einmal Deutschland. Nur als föderales Modell könne sich die EU in der Welt behaupten.
An die Abgeordneten des im Mai neu zu wählenden EU-Parlaments appellierte Cohn-Bendit, sich vorrangig für Europa einzusetzen und nicht für nationale Interessen.
Daniel Cohn-Bendit /
![]() Bisher seien noch «viel zu viele nationale Interessen im Spiel», etwa die der deutschen Autoindustrie. «Es gibt nicht nur eine Wahrheit» Mit Blick auf das Gewicht Deutschlands in der EU warnte Cohn-Bendit vor Versuchen, wieder zeigen zu wollen, «dass die Wahrheit in einem Land liegt.» Es gebe «nicht nur eine Wahrheit, ein Modell». Der europäische Einigungsprozess sei erst möglich gewesen, weil nach dem Zweiten Weltkrieg Nazi-Deutschland am Boden gelegen habe und auch die Kolonialmacht Frankreich auf ihre Hegemonie verzichtet habe. «Erst ein Ende der Hegemonialbestrebungen hat Europa möglich gemacht», sagte Cohn-Bendit, der bei seiner Abschiedsrede mit den Tränen zu kämpfen hatte. Die Abgeordneten, aber auch die anwesenden EU-Kommissare spendeten ihm anhaltenden Applaus. «Sie werden dem Parlament fehlen, mit Ihnen kann man wunderbar streiten», sagte Parlamentspräsident Martin Schulz. Der in Frankfurt lebende ehemalige Anführer der Pariser Studentenrevolte von Mai 1968 gehört dem EU-Parlament seit 20 Jahren an. Mit dem Ende der Legislaturperiode will er sich aus der aktiven Politik verabschieden.
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