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«Es herrscht das nackte Chaos»

Bernard Zaugg, Programmleiter von Helvetas in Haiti, schildert, was er in Port-au-Prince gesehen hat.

fkl / Quelle: news.ch / Donnerstag, 14. Januar 2010 / 14:58 h

In der Nacht haben Mitarbeiter des Schweizer Hilfswerks Helvetas Informationen von ihrem Programmleiter Bernard Zaugg erhalten. Nach 40 Stunden fast ohne Schlaf meldete sich Zaugg erstmals per E-Mail.

Zaugg lebt mit Frau und Tochter in einem Vorort der Hauptstadt von Haiti. Dort hinterliess das Erdbeben relativ kleine Schäden. Etwa eine halbe Stunde vor dem ersten Erdstoss hatte Zaugg das Helvetas-Koordinationsbüro in Port-au-Prince verlassen und war zu Hause. Die Nacht verbrachte er in seinem Auto, er und seine Familie überlebten das Erdbeben unbeschadet. Nun hat er sich ein Bild gemacht von der Situation in Port-au-Prince:

«In der Hauptstadt herrscht das nackte Chaos. Ich habe Gewissheit, dass alle Helvetas-Mitarbeitenden im Land wohlauf sind, eine gemeinsame Lagebeurteilung war aber noch nicht möglich.



Bernard Zaugg, Hevetas Programmleiter in Haiti. /

Entsprechend kann ich noch nicht sagen, wie und wo wir am effektivsten Nothilfe leisten können», schreibt er in seiner E-Mail.

Personen laufen suchend durch die Stadt

«Was mich besonders alarmiert: Keine der Nothilfe-Einheiten der grossen internationalen Organisationen und des haitischen Staates leisten Hilfe in den Strassen. Die Leute kämpfen sich von Hand durch den Bauschutt, weil sie sonst nichts haben. Hunderte, ja Tausende versammeln sich in den Strassen, übernachten auf Feldern und öffentlichen Plätzen unter Planen oder Plastikwänden, geschwächt und resigniert, ohne Ressourcen und völlig sich selbst überlassen. Zehntausende von Personen laufen zu Fuss durch die Stadt, suchen Verwandte oder einen sicheren Ort oder tragen Verwundete zu medizinischen Zentren, die total überlastet sind.»

Als Sofortmassnahme habe Zaugg dafür gesorgt, dass den Menschen, die sich um das teilweise zerstörte Helvetas-Büro in Port-au-Prince aufhalten, Wasser zur Verfügung gestellt wird – die hauseigene Zisterne sei unversehrt geblieben. Ausserdem seien Helvetas-Mitarbeitende mit den noch funktionstüchtigen Fahrzeugen unterwegs, sie leisteten Fahr- und Lieferdienste.

Helvetas stellt 300'000 Franken für die Erdbebenopfer in Haiti zur Verfügung. Das Geld soll vor allem für den Wiederaufbau von Infrastruktur eingesetzt werden. Koordiniert mit anderen Hilfsorganisationen vor Ort, wird sich Helvetas nach Möglichkeit auch in der Nothilfe engagieren. Helvetas ist seit 1983 in Haiti unter anderem im Bereich der Wasserversorgung tätig.


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