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CeBIT: Noname-Tablets aus China als Alternative

Hannover - Das Wort «Tablet» erweckt beim europäischen User meist sofort Assoziationen mit bestimmten Unternehmen. Neben Apple dürfen sich auch Samsung, Motorola und einige andere zu diesem Kreis der Erlauchten zählen. Doch die CeBIT 2012 zeigt auf grossflächigem Areal, dass sich für Einsteiger und Durchschnittsuser der Blick nach Fernost durchaus lohnen kann.

bert / Quelle: pte / Freitag, 9. März 2012 / 09:22 h

Viele Hersteller waren auf der Messe nach der Suche nach interessierten Retailern und Distributoren, die ausgestellte Hardware gibt dabei oft mehr her, als der nach wie vor schlechte Ruf der Fernost-Ware vermuten lässt.

Fehler von damals

Noch vor zwei Jahren, als der Aufstieg von Android zum populären Mobil-Betriebsystem gerade im Gange war, genossen Noname-Gadgets aus Asien das Credo schlecht verarbeiteten, leistungsschwachen Elektroschrotts. Eine Umschreibung, die den Produkten oft nur zu gerecht wurde und auch auf viele Geräte zu Beginn der Android-Ära zutrifft. Dabei waren schwache Prozessoren oder geringer Speicher oft nur ein kleiner Teil des Problems. Miserable Bildschirme mit schlechter Darstellungsqualität und ungenauem Touch-Verhalten waren, gepaart mit oft minderwertigen Materialien und mangelhafter Verarbeitung das gängigste Ärgernis. Die Fehler von damals lasten auch heute noch auf den Schultern der Produzenten aus Guandong, Shenzen und den anderen Industrie-Hotspots der Volksrepublik China. Und das, obwohl kaum ein Gerät namhafter Hersteller nicht zumindest teilweise in dem Land gefertigt wurde. Ein Rundgang in den asiatischen Pavillons der CeBIT belegt jedoch, dass man dazu gelernt hat.

Solide Performance, gute Displays

Vermehrt steckt Markenhardware in den Geräten, nicht selten werden die feilgebotenen Touchscreen-PCs mit ARM-Cortex-Prozessoren oder CPUs von Rockchip in einer Takt-Bandbreite von einem bis 1,5 Gigahertz betrieben und von einer GPU gestützt. Die meisten Devices warten auch mit einer RAM-Grösse von zumindest 512 Megabyte oder einem Gigabyte auf und bieten acht oder mehr Gigabyte Speicher für Apps und Dateien. Spezifikationen wie diese waren in ausnahmslos allen getesteten Tablets mit 9,7 oder 10,0 Zoll gemein. Vereinzelt bieten chinesische Online-Händler auch schon Pads mit Dualcore-Prozessoren an, auf der Messe war jedoch keines zu entdecken. Denn die noch nicht sehr lange etablierten Zweikern-CPUs kosten in der Herstellung deutlich mehr als die älteren Generationen, wie mehrere Vertreter an den Ständen unisono bestätigten. Aus dem gleichen Grund bieten auch nur wenige Exemplare ein integriertes 3G-Modul, lassen aber via USB den Anschluss eines enstprechenden Dongles zu. Ebenfalls auffallend: Wurden vor wenigen Monaten oft noch herkömmliche, kapazitive LCD-Touchscreens eingesetzt, sind mittlerweile flächendeckend Multitouch-Bildschirme mit IPS im Einsatz. Diese bieten nicht nur durchschnittliche bis erstaunlich gute Wiedergabequalität, sondern auch einen breiten Ansichtswinkel. Die oft wegen ihrer Ungenauigkeit ungeliebten, resistiven Screens gehören zu einer aussterbenden Gattung.

Knackpunkt Kamera

Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern haben sich nur im Bereich der Kameras gezeigt.



Einige Tablets aus dem Reich der Mitte werden bereits mit Android 4.0 ausgeleifert. / Foto: Onda

Einige verzichten immer noch auf rücksichtige Kameras und bieten ausschliesslich Aufnahmegeräte auf der Frontseite, die nicht über Schnappschussqualität hinauskommen. Andere wiederum liefern zwei Cams und fallweise sogar Auflösungen von fünf oder acht Megapixel. Die Bandbreite dazwischen ist gross. Chips mit Rücklichtverstärkern, wie beispielsweise im iPhone 4S oder HTC Velocity zu finden, sind aber noch nicht im Einsatz. In Sachen Verarbeitung sind nur vereinzelt Geräte zu entdecken, die Anlass zur Sorge geben. In der Regel gibt es in dieser Hinsicht kaum etwas zu bemängeln. Was die äusserliche Gestaltung der Tabs angeht, spalten sich die Hersteller in drei Fraktionen. Der Grossteil setzt entweder auf sehr generisch gehaltene Devices oder orientiert sich ziemlich offensichtlich an Apple. Nur eine Minderheit versucht, sich mit authentischen Eigenentwürfen abzuheben.

Kauf erfordert Recherche

Mit den gegebenen Hardwarespezifikationen eigenen sich viele Noname-Tablets durchaus als Geräte für Einsteiger und Alltagsnutzer. Wer nicht das unbedingte Bedürfnis hat, Leistungsrekorde aufzustellen oder überall mobil zu surfen, sondern sich mit Internet und Multimedia zufrieden gibt, hat die Chance auf ein Schnäppchen. Die vor Ort ausprobierten Tablets kamen allesamt mit dem Abspielen von Filmen in Full-HD problemlos zurecht. Vor dem Kauf ist jedoch Recherche gefragt, um auch tatsächlich ein Gerät zu bekommen, das den eigenen Bedürfnissen entspricht. Zudem gilt zu prüfen, ob das gewünschte Android-Gerät auch auf den Market zugreifen kann oder dies über softwaretechnische Kniffe ermöglicht werden kann. Auch will ein vertrauenswürdiger Händler mit Treuhandsystem gefunden werden, um das Risiko beim Import zu minimieren. Zudem muss in Kauf genommen werden, dass Garantieansprüche in aller Regel nicht geltend gemacht werden können. Dafür sind gut ausgestattete Noname-Pads je nach Grösse bereits ab etwa 150 Euro zu erstehen. Eine Alternative bieten auch die immer zahlreicher werdenden Online-Importstores aus den USA oder Europa, die entsprechende Leistungen anbieten, dafür jedoch entsprechende Preisaufschläge verlangen.

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