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Bildungspuppen im Geld-ElfenbeinturmDer kautzige Nobelpreisträger für Physik, Peter Higgs (ja genau! Das ist der mit dem «Gottesteilchen») erzählte kürzlich, dass er nie einen akademischen Job gekriegt hätte, müsste er sich heutzutage bewerben. Higgs hat zu seinen Lebzeiten nur ganz wenig publiziert, aber das, was er schliesslich veröffentlicht hat, hatte es bekanntlich in sich.Regula Stämpfli / Quelle: news.ch / Mittwoch, 22. Januar 2014 / 13:25 h
Auch Randy Schekman, Nobelpreisträger für Medizin beklagt, dass die aktuelle Forschung nur noch wenig mit wirklich relevanten wissenschaftlichen Fragen zu tun habe. Was läuft hier alles schief?
Jeder kritische Forscher kennt heutzutage das Phänomen, dass er, wenn er in seinen Forschungsfragen auch die politische Urteilskraft des «wozu, für wen und warum?» mit einbezieht, von der Finanzierung der Drittmittel sofort ausgeschlossen wird. Wer will schon kritische Forschung für wenig Geld, wenn systemerhaltende für Milliarden zu haben ist? Wer selbstständig denkt, wird innert Kürze feststellen müssen, dass genau diese Qualität der absolute Karrierekiller ist. Der Wettbewerb der akademischen Welt dreht sich nicht um Forschung und Wissen, sondern um Drittmittel.
Die Ich-AG-Akademiker müssen - vor allem im Mittelbau - für den Fortbestand ihrer Arbeitsverhältnisse meist selber nach Geld suchen. Dies tun sie dann meist beim Schweizerischen Nationalfonds, bei der deutschen Forschungsgemeinschaft, bei der europäischen Union in deren zahlreichen Forschungsprogrammen oder bei privaten Stiftungen. Doch waren im 18. Jahrhundert die fürstlichen Gönner ab und an ziemlich flexibel, was die Forschungen und die Publikationen ihres Schützlings betrafen, sind die modernen Geldgeber unerbittlich.
Da wird in klaren Verwaltungskategorien festgelegt, was wissenschaftliche Forschung ist. Meist von Menschen, die nur in der Verwaltung landeten, weil sie wissenschaftlich nicht viel zu bieten hatten.
Nobelpreisträger Higgs: Heute keine Chance auf einen akademischen Job mehr. / Foto: Bengt Nyman Lizenz: CC BY-3.0
Wie an der Wall Street entscheiden dann nicht mehr die wirklich besten Unternehmen - sprich wissenschaftliche Projekte - über die Investitionen, sondern die Wettbüros und die per Computer errechneten Wahrscheinlichkeiten des Erfolges, sowie die Beurteilung durch die völlig mittelmässigen Entscheidungsträger, welche sich aber gerne überschätzen. Dieser Mix an Inkompetenzen, zusammen mit einer entfesselten Maschine von Computermodellen, produziert mehr und mehr ein Zeitalter von welchem Bertrand Russell einmal meinte, dass die Klugen nichts mehr wissen dürfen und die Dummen über das Wissen herrschen. Deshalb versickert ein Grossteil der Millionen-Drittmittelförderung im Müll. Der einzig positive Nebeneffekt ist, dass auf diese Art und Weise Tausende von unkritischen Akademikern produziert werden, die dann auf Jahrzehnte hinaus das Wissen-Katastrophen-System aufrechterhalten. Kehren wir zu den Nobelpreisträgern zurück, deren naturwissenschaftliche Richtung auf den ersten Blick ja nie unter Ideologieverdacht steht. Ihre Kritik ist aber im Kern genau das: Eine aufrührerische Ideologiekritik am herrschenden Wissenschaftssystem. An Bologna, an den diversen Universitätsratings, an der Privatisierung der Bildung, an der Auswahl der Studien, an deren Finanzierung und an der Vernichtung von kritischem Denken. Doch keines der führenden Wissenschaftsgremien benennt diese grassierenden Misstände. Im Gegenteil. Sie alle bewegen sich wie Olimpia bei E.T.A. Hoffmanns Spukgeschichte «Der Sandmann» und sind nichts anderes mehr als Bildungspuppen im Geld-Elfenbeinturm. Links zum Artikel:
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Fortsetzung
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