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Die Schweiz zu Gast beim FIFA-Schlusslicht

Nach den zwei Niederlagen gegen England und Slowenien tritt die Schweiz in der Gruppe E der EM-Qualifikation am Dienstag (20.45 Uhr) in San Marino an. Gegen den Letzten des FIFA-Rankings ist sie so klare Favoritin wie seit über 20 Jahren nicht mehr.

flok / Quelle: Si / Montag, 13. Oktober 2014 / 11:40 h

Nur ein Drittel so gross wie der Kanton Appenzell Innerrhoden, weniger Einwohner als die Stadt Schaffhausen, etwas mehr als tausend lizenzierte Fussballer und eine Nationalmannschaft, die von 125 Spielen nur eines gewann und von den letzten 60 Partien alle verloren hat. Das sind ein paar Kennzahlen zu Land, Leuten und Fussball des Schweizer Gegners vom Dienstag. Sie machen deutlich: Hier ist aus Schweizer Sicht keine Personaldebatte nötig, es ist unerheblich, wie System und Taktik aussehen. Hier muss die Schweiz die ersten drei Punkte in der EM-Qualifikation holen, sonst zählt nicht mehr, was war in den letzten Jahren. Dann müsste alles hinterfragt werden.

Ein Ausrutscher gegen San Marino liegt ausserhalb des Vorstellbaren. Um keine böse Überraschung zu erleben, bereiteten die Schweizer dieses Spiel so vor, wie wenn ein Konkurrent um die vorderen Plätze der Gegner wäre. So sagte Stephan Lichtsteiner: «Wir müssen konzentriert sein, denn wir dürfen uns nichts mehr erlauben.» Verteidiger Steve von Bergen, der wohl den Platz des verletzten Philippe Senderos einnimmt, meinte: «Wenn wir unser Spiel spielen, sind wir besser als San Marino.» Und Josip Drmic stellte klar: «Wir nehmen jeden Gegner ernst und bringen auch San Marino viel Respekt entgegen.»

Zwei Niederlagen

Nach zwei Niederlagen und null Toren zum Auftakt in die EM-Qualifikation sind die Schweizer gut beraten, keinerlei Anzeichen von Unkonzentriertheit und Respektlosigkeit zu zeigen. Aber auch sie wissen: Sie reisten am Montag mit 22 Spielern an die italienische Adriaküste, von denen 19 in der 1. Bundesliga, der Serie A oder der Ligue 1 engagiert sind. Sechs Schweizer spielen in dieser Saison in der Champions League, sechs weitere immerhin in der Europa League.

Und San Marino? Ihr Torhüter, Aldo Simoncini, stand vor vier Jahren im Kader von Cesena, wo er Teamkollege von Steve von Bergen war. Gespielt hat er allerdings nie. Ihr Bester, der Rekordtorschütze Andy Selva (8 Treffer), bringt die Erfahrung von sechs Teileinsätzen in der Serie B für Sassuolo mit. Das war vor fünf Jahren. Jetzt ist auch der 38-jährige Stürmer wieder Amateur, wie alle seine Teamkollegen. Im einzigen Profiklub San Marinos, dem italienischen Drittligisten San Marino Calcio, stehen keine Einheimische unter Vertrag.

Auch das Stadion Olimpico von Serravalle verströmt nicht die Atmosphäre der grossen Fussball-Welt. Die beiden Tribünen sind wegen der Leichtathletik-Bahn weit entfernt vom Spielfeld. Hinter den Toren hat es gar keine Zuschauer. Das erste Heimspiel der EM-Qualifikation Anfang September gegen Litauen fand vor 986 Tifosi statt. Einmal war das Stadion fast voll, als England vor anderthalb Jahren zu Gast war und knapp 5000 Fans (vor allem Engländer) dabei waren.



Nach der Niederlage gegen Slowenien muss die Schweiz Gas geben. / Foto: EQ Images

Den Stadionrekord hält aber noch immer Papst Benedikt XVI. Als er 2011 zu Besuch war, platzte das Olimpico mit 20'000 Menschen fast aus den Nähten.

Werden tief stehen

Gegen die Schweiz wird es wieder eine Zahl geben im unteren vierstelligen Bereich. Diesen wenigen Zuschauern wird San Marino das bieten, was es noch am besten kann: Tief stehen, mit fast allen Spielern verteidigen und darauf hoffen, dass der Gegner möglichst lange kein Tor erzielt. Am Donnerstag in England gelang dies immerhin 24 Minuten lang. Das 7-2-1-System hat das Team von Trainer Pierangelo Manzaroli auch in der Folge nicht aufgegeben. «Wenn der Gegner nur hinten steht, kann es auch gegen ein solches Team sehr schwierig werden. Wir kennen das von Cupspielen in Deutschland oder der Schweiz», sagte Admir Mehmedi.

Für den Stürmer vom SC Freiburg ist deshalb egal, wann die Tore fallen. «Hauptsache, wir schiessen sie irgendwann. Das kann auch erst in der Schlussphase sein.» Deutschland hat hier vor acht Jahren einmal 13:0 gewonnen. Vier weitere Male verlor San Marino zweistellig. Die Schweiz schlug San Marino vor 23 Jahren in St. Gallen 7:0. Einen höheren Sieg gab es seither nicht mehr für die SFV-Auswahl. Gegen Litauen aber kassierte San Marino nur zwei Tore. Am Ende spielt es keine Rolle, wie hoch die Schweiz siegt. Gewinnen kann sie im Prinzip ohnehin nichts, denn in Serravalle holt auch die Konkurrenz ihre Punkte - und das Torverhältnis zählt am Ende nichts.

Nach dem Fehlstart in die EM-Qualifikation ist vielmehr die Partie vom 15. November in St. Gallen gegen Litauen der nächste Fixpunkt. Nachdem die Balten am Sonntag ihr Heimspiel gegen Slowenien verloren haben (0:2), könnte sich die Schweiz schon in einem Monat mit einem Heimsieg gegen Litauen auf den 2. Platz der Gruppe E vorarbeiten. Sofern sie heute tatsächlich nicht in die grösste Blamage ihrer Fussball-Geschichte schlittert.

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