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UNO-Tribunal unterbricht Karadzic-Prozess

Den Haag - Der Völkermordprozess gegen den ehemaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic ist erneut für unbestimmte Zeit unterbrochen worden. Der Vorsitzende Richter O-Gon Kwon gab einem Antrag des Angeklagten statt.

ade / Quelle: sda / Dienstag, 2. März 2010 / 14:50 h

Karadzic verlangt, mehr Zeit für die Vorbereitung auf die Anhörung von Zeugen der Staatsanwaltschaft zu bekommen. Damit sollte eigentlich am Mittwoch begonnen werden. Der Richter ordnete jedoch an, dass zunächst der Entscheid der Berufungskammer über den Antrag abzuwarten sei. Er hoffe, dass dieser bald vorliegen werde. O-Gon Kwon drückte den Zeugen sein Bedauern aus, die bereits aus Bosnien-Herzegowina nach Den Haag gereist waren und nun wohl wieder zurückkehren müssten. Der Prozess, der am 26. Oktober 2009 mehr als ein Jahr nach seiner Festnahme begann, ist immer wieder durch Verfahrensanträge Karadzic' hinausgezögert worden.



Prozess gegen Karadzic wieder unterbrochen. / Foto: ICTY

Karadzic droht mit erneutem Boykott

Die Eröffnung der Hauptverhandlung mit der Verlesung der Anklage hatte Karadzic boykottiert. Auch jetzt hatte er wieder mit einem Boykott gedroht, falls die Zeugenvernehmung trotz eines Antrag auf Verschiebung beginnen sollte. Der Prozess war Montag nach viermonatigem Boykott durch den Ex-Serbenführer wieder aufgenommen worden. Dabei hatte Karadzic den Kampf der Serben im Bosnienkrieg (1992-95) als «gerecht und heilig» bezeichnet und die Schuld für den Konflikt den Muslimen zugewiesen. Die Äusserungen Karadzics lösten Empörung bei Angehörigen von Opferverbänden wie der Gruppe «Mütter von Srebrenica» aus, die vor dem Gerichtsgebäude in Den Haag protestierten.

Karadzic bedauert Opfer nicht

Als einer der Hauptverantwortlichen für den Tod von etwa 100'000 Menschen sei Karadzic nicht einmal bereit, die Opfer zu bedauern und zeige keinerlei Reue, erklärten Sprecher. Karadzic muss sich wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs verantworten. Im Mittelpunkt der Anklage steht das Massaker von Srebrenica, bei 8000 muslimische Jungen und Männer getötet wurden.

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