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Wissenstempel in der KritikDer Vorwurf an Universitäten, dass sie ihren eigenen Lauterkeitskriterien nicht genügen, wiegt schwer. Möglicherweise haben sich in den Wissenstempeln, die sich aus katholischen theologischen Fakultäten entwickelten, Strukturen erhalten, die mehr auf klerikalen Traditionen basieren, als uns lieb und bewusst ist.Reta Caspar / Quelle: news.ch / Mittwoch, 3. April 2013 / 14:02 h
Tatsache ist, dass die Schweizer Universitäten sich aus katholischen Fakultäten entwickelt haben, die allmählich erweitert und unter staatliche Aufsicht und Finanzierung gestellt wurden. Die Uni Zürich war 1833 die erste Universität Europas, die von einem demokratischen Staatswesen gegründet wurde und nicht von der Kirche oder einem Landesfürsten (Wikipedia).
Auffallend ist, dass diese konfessionellen Universitäten von den staatlichen Behörden Freiheitsbriefe erhielten. Forschungsfreiheit im Schatten der Religionsfreiheit also - wohl nicht ohne Auswirkungen auf die Classe Scientfique.
Auffallend ist die hierarchische Gliederung der Universität mit einer kleinen Spitze von 3000 ordentlichen Professuren.
Hätte doch eigentlich ausgedient: Theologie als Beherrscherin der Wissenschaft (Bibliothek Kloster Wiblingen bei Ulm) /
![]() Adriano Loprieno (Laut Wikipedia: italienischer Ägyptologe, Universitätsprofessor, Rektor der Universität Basel, Präsident der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten CRUS und Präsident des Kirchenvorstandes der Basler «Chiesa evangelica di lingua italiana», Waldenser) hat diese Struktur am Schweizer Fernsehen (10vor10, 2.4.2013) beeindruckend argumentationsfrei verteidigt mit dem Hinweis darauf, dass sie sich bewährt habe und dass sonst das System aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Auffallend, dass bei allen Deutschschweizer Universitäten die Theologie auf der Webseite heute noch als erste Fakultät figuriert - unbeeindruckt von der Tatsache, dass die Studierendenzahlen massiv geschrumpft sind und die theologischen Fakultäten höchst überdotiert sind. Auffallend, dass sich an den Universitäten nichts ändert. Seit 1998 kann die Universität Zürich innerhalb eines Globalbudgets eigenständig über ihre finanziellen Mittel verfügen und sich selbständig organisieren - auf die Stellung der Theologie an der Universität hat das keinen entsprechenden Einfluss, im Gegenteil: Weist der Jahresbericht 1999 der Uni Zürich zehn ordentliche Professuren an der Theologischen Fakultät aus und eine nebenamtliche, ausserordentliche, sind es heute zwölf ordentliche Lehrstühle, eine Assistenzprofessur und zwei Gastprofessuren. Auffallend ist, dass sich Professoren damit hervortun, wie viele Dissertationen sie betreut haben (aktuell die Causa Prof. Mörgeli, Medizinhistorisches Institut Zürich), aber gleichzeitig Dissertationen international immer wieder gravierendste Mängel nachgewiesen werden können, die ein schlechtes Licht auf die Universitäten und ihre internen Kontrollmechanismen werfen. Ein kritischer Blick auf den Mythos der «Alma mater» unserer Wissenstempel ist also dringend angezeigt. Das allegorische Bild der Universität als Mutter, welche die Studenten mit Bildung und Wissen nährt, wurzelt jedenfalls offensichtlich in der katholischen Mutter Gottes und der Wissenschaftsbetrieb findet in Strukturen statt, die vermutlich mehr auf klerikalen Traditionen basieren, als uns lieb und bewusst ist.
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