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Verheerende Irrtümer der Datenrettung

Wien, Hamburg - «Jeder Datenträger stirbt. Die Frage ist nur wann», so Peter Franck, technischer Leiter der Attingo Datenrettung. Datenträger versagen ihren Dienst meist ohne Vorwarnung. Die Konsequenzen eines solchen Ausfalles bedrohen mitunter Existenzen.

fkl / Quelle: pte / Dienstag, 5. April 2011 / 15:02 h

Panik ist allzu verständlich, jedoch selten ein guter Ratgeber. Verschärfend kommt oft hinzu, dass Daten zu selten, fehlerhaft oder gar nicht gesichert wurden. Die daraus folgenden Rettungsversuche erscheinen zwar intuitiv als guter Einfall, jedoch haben diese überwiegend den gegenteiligen Effekt: Der Datenverlust wird dadurch noch erheblich vergrössert. Im schlimmsten Fall sind Daten, die vor den Wiederbelebungsversuchen noch zu retten gewesen wären, endgültig verloren. Im Internet kursieren Ratschläge vermeintlicher Experten, die eher einem schlechten Aprilscherz gleichen und destruktiv enden können. Attingo Datenrettung ist mit eigenen Reinraumlabors in Wien, Hamburg und Amsterdam auf die Rekonstruktion verlorener Daten spezialisiert und hat die grössten Irrtümer der Datenrettung zusammengefasst: 1. Neue Festplatten werden nicht defekt.

Die Betriebsstunden oder das Alter einer Festplatte beeinflussen die Lebensdauer nur gering. Ausschlaggebend sind der Transportweg vom Hersteller bis zum Server, PC oder Laptop sowie die Umgebungsbedingungen im Betrieb. Erschütterungen und Überhitzung reduzieren die Lebenserwartung einer Festplatte massiv. «Wir bekommen gleichermassen neue und alte Festplatten in unseren Labors, die Bandbreite geht von Datenträgern mit wenigen Stunden Betriebsdauer bis hin zu Servern mit über 15 Jahren Dauerbetrieb», bestätigt Peter Franck.

2. Löschen? Festplatten mehrfach überschreiben.

Frei nach dem Motto «Viel hilft viel» hält sich ein Gerücht hartnäckig: Will man eine Festplatte löschen, hilft ein mehrfaches Überschreiben. Es basiert auf einer Theorie zum Restmagnetismus, die jedoch bei der heutigen Bauweise von Festplatten irrelevant ist. Dennoch sehen manche Standards ein mehrfaches Überschreiben vor, dies ist jedoch bei modernen Festplatten sinnlos. Vielmehr stellt sich die Frage, ob tatsächlich alle Sektoren überschrieben wurden.

3. In der Festplatte ist ein Vakuum.

Eine weit verbreitete Annahme ist, Festplatten hätten in ihrem Innenleben ein Vakuum. Die Wahrheit ist: In der Festplatte befindet sich Luft. Über einen Schneckengang mit Filter können Druckunterschiede ausgeglichen werden. Im Inneren der Festplatte schwebt der Schreib-/Lesekopf sogar auf einem dünnen Luftpolster nur wenige tausendstel Millimeter über der Plattenoberfläche. Ohne Luft würde das nicht funktionieren. Es kann sogar sein, dass in grossen Höhen die Schreib-/Leseköpfe aufgrund der dünnen Luft auf die Magnetschicht aufschlagen, was zu Schäden führt. Kein Gerücht ist hingegen, dass man Festplatten nicht selbst aufschrauben sollte. Kleinste Staubpartikel führen zu einem Headcrash.

4.



Mythen ranken sich um die Festplatte. /

Festplatte ins Tiefkühlfach legen.

Ein weiterer Ratschlag, der fälschlicherweise in vielen Internet-Foren verbreitet wird, empfiehlt eine Art «Schocktherapie». Damit streikende Festplatten wieder funktionieren reiche es, diese ins Tiefkühlfach zu legen. Diese Vorgangsweise ist mit Sicherheit glatter Unfug. Sogar eine korrekt arbeitende Platte ist nach so einer Behandlung mitunter defekt.

5. SSD-Festplatten sind ausfallsicher.

Richtig ist: SSD-Festplatten sind ausfallsicherer gegen mechanische Schäden. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da keine mechanischen Teile verbaut sind. Falsch ist hingegen, dass diese Datenträger ausfallsicher sind. In vielen Fällen kann eine Datenrettung nur durch Entnahme der einzelnen Speicherbausteine erfolgen.

6. Hersteller haften für die Rekonstruktion der Daten.

Dass ein Festplattenhersteller für die Rekonstruktion der Daten im Fall eines Datenverlustes haftet ist nicht zutreffend. Dieser Irrtum ist aber weit verbreitet und oft ist dabei der Wunsch Vater des Gedankens. So findet zwar im Garantiefall ein Austausch der defekten Festplatte statt, die Kosten für die Rekonstruktion der Daten müssen jedoch vom Kunden getragen werden.

7. Das RAID-Märchen.

Noch ein Irrtum, der sich aber auch deshalb hält, weil entsprechende Werbebotschaften solches suggerieren: RAID verhindert Datenverlust. Es kann ausschliesslich der Defekt eines Datenträgers bei RAID 5 oder von zwei Datenträgern bei RAID 6 ausgeglichen werden. Es können aber keine logischen Probleme wie Dateisystemfehler oder gelöschte Dateien durch einen RAID-Verbund abgefangen werden. Dann sind auch die sichersten RAID-Systeme ein Fall für den professionellen Datenretter. RAID birgt zudem das Risiko, sich vom Gefühl einer vermeintlichen Ausfallsicherheit leiten zu lassen und Datensicherung als unnötig zu verdrängen - mit fatalen Folgen: Allein in den letzten sechs Monaten hat sich bei Attingo die Anzahl der RAID 6 Datenrettungsfälle verfünffacht.

8. Elektronik selbst tauschen.

In der Praxis kommt es vor, dass die Festplatte mitsamt den darauf befindlichen Daten noch intakt ist, die Elektronik aber defekt wird. Oft versuchen ambitionierte Laien die Elektronik gegen eine vermeintlich baugleiche zu tauschen. Das kann jedoch in vielen Fällen ein fataler Fehler sein. Denn sowohl Firmware-Informationen als auch adaptive Parameter werden teilweise auf den Magnetscheiben als auch im EPROM der Elektronik gespeichert. Diese Parameter sind pro einzelner Festplatte eindeutig, sie enthalten beispielsweise die Korrekturwerte der Schreib-/Leseköpfe. Ohne diese Parameter kann die Festplatte jedoch nicht initialisiert werden, weshalb sie nach dem Tausch genauso wenig funktioniert wie zuvor. Durch den Elektroniktausch kann die Festplatte in eine Fabriksinitialisierung versetzt werden, wobei die Parameter verloren gehen. Danach ist eine Datenrettung nur noch mit erheblichem Mehraufwand möglich.

 

 

 


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