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Facebook-User: Nutzvieh der Werbeindustrie

Menlo Park - Vor dem Börsengang wird der Druck auf Facebook, ein Geschäftsmodell zu schaffen, das die hohen Gewinnerwartungen erfüllt, grösser. User, die Software benutzen, die Facebooks Geschäftsmodell bedroht, werden künftig von der Plattform ausgesperrt.

bert / Quelle: pte / Montag, 19. Dezember 2011 / 12:33 h

In Kalifornien ist derweil ein Verfahren anhängig, das die Rechtmässigkeit der Verwendung von Nutzerprofilen für Werbung anficht. «Facebook zieht die Zügel straffer. Die Phase des grossen Wachstums ist vorbei. Jetzt geht es darum, Geld zu verdienen. Das werden auch die User spüren», sagt Ed Wohlfahrt von edRelations.

Zugang verweigert

Vergangene Woche hat Facebook eine neue Waffe gegen Software, die eigene Werbung auf Nutzerprofilen anzeigt, getestet. Die Systeme von 10'000 bis 20'000 Nutzer wurden probeweise beim Einstieg ins soziale Netzwerk auf unerwünschte Software untersucht, wie das Wall Street Journal berichtet. Wenn der Detektor anschlägt, wird der Zutritt zur Seite verwehrt. Nutzer erhalten stattdessen eine Meldung, die sie auf «unrechtmässige» Werbeeinschaltungen aufmerksam macht und werden anschliessend durch einen Deinstallationsprozess geführt. Diese Vorgehensweise wird jetzt auf alle Nutzer von Facebook ausgeweitet. «Dass Facebook die Werbeflächen verteidigt, ist ihnen kaum übel zu nehmen. Die Nutzer werden künftig öfter spüren, wenn Facebook etwas nicht in den Kram passt. Sie müssen entscheiden, ob sie die Regeln schlucken oder sich nach Alternativen umsehen», so Wohlfahrt. Die Entscheidung, Nutzer auszusperren, könnte auch auf andere Fälle angewendet werden. «Facebook will jetzt gross Kasse machen. Das hat Konsequenzen für den einzelnen User. Auch Leute, die Facebook-Werbung mithilfe von Werbeblockern ausblenden, könnten Ärger bekommen», sagt Wohlfahrt.



Die Nutzer fangen an nachzudenken. /

Social Marketing - Mittel zum Zweck

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, die riesige Nutzerzahl zu monetarisieren, ist Facebook auf Social Marketing gestossen. Dabei werden Nutzer mit Empfehlungen aus ihrem Freundeskreis überschüttet. Wann immer ein User eine Firma oder ein Produkt mit einem «Like» versieht, werden alle Freunde darüber in Kenntnis gesetzt. Diese Praxis verstösst aber möglicherweise gegen ein Gesetz in Kalifornien, das allen Menschen das Recht garantiert, zu kontrollieren, welche Produkte mit dem eigenen Namen beworben werden. Facebooks Einspruch gegen ein laufendes Verfahren wurde abgelehnt. Die sogenannten «Sponsored Stories» wurden im Januar von Facebook eingeführt und erfreuen sich grosser Beliebtheit bei Werbekunden. «Facebook testet aus, wie weit es gehen kann. Die User sind für das Unternehmen nur Mittel zum Zweck. Ziel ist es, der Werbewirtschaft ein optimales Umfeld zu geben, das die User nicht zu stark vor den Kopf stösst», erklärt Wohlfahrt. Auch in Europa sind gesetzliche Richtlinien ein zunehmendes Problem für Facebook. «Rechtliche Probleme in grossem Umfang kann sich auch Facebook nicht leisten. Momentan versucht das Unternehmen weltweit mit seinen Lobbyisten die Legislatur zu beeinflussen», so Wohlfahrt. Einen massenhaften Abgang von Usern erwartet der Experte aber trotzdem nicht. «Datenschutz ist nach wie vor ein Orchideenthema. Langsam entwickelt sich aber ein Bewusstsein für die Thematik. Je weiter sich Facebook durch Kommerzialisierung von der Grundidee von Social Media wegentwickelt, desto mehr User werden beginnen nachzudenken. Das führt auf längere Sicht zu einer Professionalisierung im Umgang mit sozialen Netzwerken», sagt Wohlfahrt.

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