von Regula Stämpfli / Mittwoch, 4. August 2010
Zum Sommerloch beschert uns das BAG eine neue Debatte zur Drogenlegalisierung. Erst im November 2008 hat sich das stimmberechtigte Volk für das geltende Betäubungsmittelgesetz ausgesprochen. Im Klartext heisst das: Die Mehrheit findet die geltenden Strafen absolut in Ordnung.
Und jetzt dies: Während mir das BAG vorschreibt, wo und wann ich rauchen darf oder am liebsten eben überhaupt nicht mehr (man merke: am Tabak verdient das BAG weniger als an der Pharma), versuchen die Fachstudienautoren uns weiszumachen, dass es zwischen Heroin und Kopfwehtabletten keinen Unterschied mehr gibt. Was auf Papier und in Theorie stimmig sein mag (ich erinnere an das Sicherheitskonzept von Duisburg, das ja mathematisch völlig korrekt war…), kann in der Wirklichkeit nicht nur Tote, sondern Wahnsinn produzieren. Wenn uns die Geschichte etwas lehrt, dann dies: Was nicht verboten wird, ist erlaubt. Wie sollen Eltern ihren adoleszenten Kindern die Gefährlichkeit psychodelischer Drogen vor Augen führen, wenn der Staat die Gleichheit von Heroin und Kopfwehtabletten proklamiert? Wie sollen Menschen zwischen Krankheit und Sucht unterscheiden lehren, wenn das BAG behauptet, alles sei eine Krankheit?
Hier werden Freiheit und Selbstbestimmung, ja eigentlich die Mündigkeit des Menschen vom BAG einmal mehr zugunsten einer pharmazeutisch induzierten Biodiktatur ausser Kraft gesetzt. Und alle hedonistischen Linkspopulisten jubilieren! Sie weisen auf die Niederlande hin, wo das sogenannte Coffeeshop-Modell ja schon seit Jahren erfolgreich gelebt wird. Hallo? Weshalb führte dann Maastricht vor 10 Tagen eine völlig absurde Bestimmung ein, dass Nicht-Holländern der Besuch von Coffee-Shops inskünftig verboten werden soll? Weil der Drogentourismus, fast hätte ich «-terrorismus» geschrieben, so unerträglich geworden ist, dass in Zeiten der Globalisierung, Liberalisierungsmodelle und kulturelle Eigenheiten extrem stark unter Druck geraten (Migration ist neben den Drogen das andere, klassische niederländische Liberalisierungsbeispiel, das in enormen Schwierigkeiten steckt).
Selbstverständlich ist es idiotisch, Drogen so zu illegalisieren, dass davon vor allem die organisierte Kriminalität, die Drogenbarone und die Grossbanken profitieren. Der Kampf dagegen wird indessen nicht in einem lächerlichen nationalen Liberalisierungsprogramm eines pharmalobbyistisch perfekt organisierten Kleinstaates gewonnen. Hier braucht es internationale Vereinbarungen, Druck auf die drogenproduzierenden Länder, Ächtung und Visaverbot für Drogenbarone, scharfe Geldwäschereigesetze, Kontrolle der Mafialänder wie Italien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland usw. Doch mit einer nationalen Liberalisierungskampagne à la pharmazeutischen Brainwash („Sucht ist eine Krankheit“, ja eigentlich Menschsein ist eine Krankheit…siehe Massenverschreibung von Ritalin für bewegungssuchende, junge, meist männliche Menschen) Heroin eigentlich zu propagieren, damit wir Menschen nicht mehr entscheiden, handeln, sondern nur noch schlucken sollen, ist schon ein happiges Stück.
Beim Vorschlag der Expertengruppe geht es nur vordergründig um eine neue Debatte über Drogenlegalisierung. Dem BAG geht es – wie schon beim Rauchen oder bei der Pathologisierung von drei Viertel von Menschen als übergewichtig – um die Fixierung eines mächtigen Glaubenssystems mit willigen medizinischen und pharmazeutischen Vollstreckern. Mit der propagierten Unterscheidungslosigkeit von Aspirin und Heroin sollen Menschen im Glauben trainiert werden, dass nicht die menschliche Urteilskraft und die mündige Entscheidung letztlich über das eigene Sein mitbestimmt, sondern allein die pharmakologische Zusammensetzung des jeweiligen Körpers – vorgeschrieben vom BAG. Was sich als Legalisierung verkauft, ist im Grunde nichts anderes als eine Entmündigung, als ein Rückwärtsgang hinter die französische Aufklärung. Es ist kein medizinischer, sondern ein ideologischer Vorschlag.
Nur leider merken dies die Wenigsten. Und so wird heftig über das Thema gestritten statt über das Grundsätzliche diskutiert. So dürfen weiterhin Pharmasklaven unter dem Deckmantel «Arzt» sogenannte «Gesundheit» propagieren, ohne dass irgendjemand merkt, dass hier Kräfte am Werk sind, welche weitergehen als dies ein Orwell oder Huxley je haben ahnen können…