von Patrik Etschmayer / Montag, 4. Mai 2009
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Es ist zu hoffen und nach den letzten Neuigkeiten zu vermuten, dass die sogenannte Schweinegrippe, die ja eigentlich einfach eine neue Grippe ist, global eher harmlos verlaufen dürfte. Die Möglichkeit, dass der Virus doch nochmals aggressiver wird, besteht zwar, aber die Tatsache, dass die Epidemie in Mexiko selbst ihren Höhepunkt überschritten hat, darf einen aufatmen lassen
Währenddessen lauert im Hintergrund immer noch die H5N1 Vogelgrippe, die es einfach noch nicht geschafft hat, sich von Mensch zu Mensch zu verbreiten. Aber eben, es herrscht nach der Panik der letzten Woche etwas Entspannung und vielleicht ist es ganz gut, dass in diesem Zusammenhang grundsätzliche Hygiene-Tipps wie regelmässiges Hände waschen, bei Niesen und Husten Papiertaschentücher vorhalten und sich nicht an die Öffentlichkeit zu begeben, wenn man Grippesymptome hat, in Erinnerung gerufen wurden.
Das Rennen um den Impfstoff dürfte manche Impfgegner, vor allem in der Schweiz, auf die Palme getrieben haben. Als Impfbefürworter (nein, die Aegis-Website vermag den Autor nicht im Geringsten zu überzeugen) und Skeptiker gegenüber alternativen Behandlungsmethoden hingegen sieht man in der ganzen Grippe-Angelegenheit vor allem eines: Wissenschaft an der Arbeit. Und dies mit all den eingestandenen Unsicherheiten und Unschärfen, die sich bei der Suche nach den schwer zu erwerbenden Fakten ergeben müssen, weil man es mit einem sich dynamisch entwickelnden, neuen Virus zu tun hat, der zudem schnell mutiert.
Während die Forschung also Fakten suchte, feststellte, dass der Virus momentan auf Tamiflu und Relenza anspricht und allgemein vor dem Bevorraten mit diesen Mitteln abgeraten wird, da man sich diese nicht selbst verschreiben soll, sondern nur, wenn die Grippe eindeutig festgestellt wurde, regte sich natürlich auf der anderen Seite des medizinischen Zaunes auch einiges.
Die homöopathischen Geschäftemacher sprangen schnell auf den Schweinegrippe-Zug auf und behaupten sowohl in England als auch in Deutschland, dass mit ihren Globuli (welche einfach zur Wirkstofffreiheit hinunter verdünnte Pillen sind, welche nach jedem Verdünnen je dreissig Mal geschüttelt werden), die Grippe - ob H1N1 oder H5N1 oder welcher Virus auch immer, behandelt werden könne. Ja, Risikogruppen wird von englischen Homöopathen geraten, sich vorsorglich (und völlig unwirksam) behandeln zu lassen.
Dabei wird immer wieder auf die «Erfolge bei der Behandlung der Cholera» im Jahr 1810 durch den Homöopathie-Erfinder Hahnemann verwiesen. Doch Hahnemann behandelte seine Patienten damals erst mit einer nicht-homöopathischen Kampfer-Lösung, die scheinbar eine Wirkung zeigte und nur in späteren Stadien homöopathisch, was – da hier die Behandlung de facto wegfiel - weniger tödlich als die Aderlasse und das Quecksilber war, die damals von normalen Ärzten verschrieben wurden. Behandlungen, die von der Schulmedizin vor weit mehr als 100 Jahren als gefährlich und unwirksam verworfen wurden.
Wenn nun weder WHO noch die Gesundheitsbehörden im grossen Mass den Einkauf von durch Homöopathen empfohlenen Mitteln wie Aconitum, Arsenicum oder Belladona durchziehen, so liegt das nicht an einer Verschwörung gegen die Alternativmedizin, sondern schlicht daran, dass deren Wirksamkeit nur auf Legenden beruht und klinisch nie nachgewiesen werden konnte.
Wenn in der kommenden Volksabstimmung in der Schweiz die Alternativ-Medizin verfassungsmässig wieder in die Krankenversicherungen aufgenommen werden wird – die Umfragewerte lassen kaum einen Zweifel daran – dann nicht weil diese wirken, sondern viel mehr, weil diese Therapien die Illusion des sanften Heilens ohne grosse Fragen versprechen. Denn hier geht es um Glauben und Wohlfühlen, die Illusion, dass die Welt sich um den Menschen dreht und so magische Rituale (wie die Herstellung homöopathischer Mittel) verborgene Kräfte beschwören können, die uns helfen.
So wird das Abstimmungsergebnis vor allem zeigen, wie die Schweizer die Welt gerne möchten: Mit dem Menschen im Zentrum der Natur, in der Medizin-Magier Krankheiten mit Zaubermitteln und Nadeln besiegen. Derweilen werden die Viren weiter mutieren. Ganz reell, eiskalt und getrieben von den wissenschaftlichen Gesetzen der Evolution.