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Kolumne


Vom kleinen Reagenzglas und seinen grossen Folgen

von Regula Stämpfli / Mittwoch, 6. Oktober 2010

Der diesjährige Nobelpreis für Physiologie und Medizin geht an den 1925 geborenen Robert G. Ewards. Edwards brachte vor 32 Jahren das erste Retortenbaby zur Welt. Selbstverständlich hat nicht er, sondern die Mutter, deren er mit Hilfe der von ihm entwickelten In-vitro-Fertilisation zum heiss erwünschten biologischen Nachwuchs verholfen hat, es geboren. Doch auch dieser Akt wird vielleicht in 20 Jahren der Vergangenheit angehören. Wie schon jetzt nicht nur Retortenbabies, sondern auch Frühchen so gut und so früh wie möglich vom Mutterleib via Operation herausgeschnitten und in einen Maschinenkasten verlegt werden. Wie meinte Dr. Bruno Imturm (welch putziger Name für einen Wissenschaftler...) im 10vor10 Bericht des Schweizerischen Fernsehens? «Die Vorteile der Methode wiegen höher als alle Nachteile.»

Hallo? Wer rechnet hier wie? Was einfach berechenbar erscheint, entpuppt sich in der Dystopie der Fortpflanzungstechnologie ähnlich dem Szenario industriell hergestellter Fleischwaren (siehe Link). Aber Herr Dr. Imturm muss sich nie eine Sekunde Rechenschaft über die politischen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Konsequenzen seiner handwerklichen sowie technischen Fähigkeit und Einsatzmacht geben. Ihm genügen die «glücklichen» Paare, die dank seiner Hand ihren «eigenen» Nachwuchs herzen dürfen. Verständlich und dennoch kurzsichtig.

Wie wohltuend wäre es doch, die Dr. Imturms dieser Welt würden sich ab und an mit dem, was sie tun, kritisch auseinandersetzen. Denn sie wissen ja eigentlich genau, was sie tun. Wie fühlt man sich beim Akt, Zellen so zu mischen, dass sie perfekte Menschen bilden? Denkt man je über die sozialen, politischen und ökologischen Konsequenzen der medizinisch induzierten Demographiepolitik nach? Darüber wird es aber mit Bestimmtheit nie eine Nationalfondsstudie geben. Lieber spendet man Millionen für eine Untersuchung, ob schöne Menschen besser gewählt werden als hässliche ...(siehe dazu Link).

In der Schweiz werden pro Tag 215 Kinder geboren, davon stammen 5 nicht aus einem Geschlechts- oder Liebesakt (wäre ja schön, wenn beides mal synchron wäre...), sondern aus dem Reagenzglas. Kinder werden gemacht. Fabriziert. Die Warenwerdung des Menschen machte 1978 einen Riesenschritt. Wer beim Gedanken, beispielsweise vor 25 Jahren im Labor gepanscht und quasi per Zufall durch Pipette aus dem Reagenzglas herausgefischt worden zu sein und nur dank ausgefeiltester Technik das Licht der Welt, respektive das Zelldunkel der mütterlichen Eileiter erblickt hat, nicht zusammenzuckt, ist schon ein bewundernswerter Materialist.

Welche Komplikationen bezüglich In-vitro-Fertilisation, daraus folgender Leihmutterschaft und daraus folgender geschlechtsbestimmenden Methoden (die in Iran, Irak, Saudi-Arabien und China zu einem eigentlichen Femizid via pränatalen Abtreibungen weiblicher Föten führen) wurde nicht nur im 10vor10 Beitrag nicht diskutiert, sondern werden grundsätzlich an die technokratischen Expertenkommissionen delegiert.

Was technisch einfach klingt und immer mehr auch ist, entpuppt sich in der Fleischwerdung zum Menschen eben doch als ziemlich komplex, siehe dazu auch den neuen Lesbenfilm mit Julianne Moore und Annette Bening.

«Die Risikogesellschaft» von Ulrich Beck, die dieser vor allem in der Atomindustrie verortete, breitete sich ab 1978 im menschlichen Körper aus und wirkte punkto Wirtschaft und Politik wie ein menschenfeindlicher Virus. Denn die philosophische Entsprechung der Retorte lesen, sehen und erfahren wir nun täglich in der Festlegung des Menschen als ausschliessliches Jahrgangs-, Kilo- und Zentimeterverhältnis. Kinder müssen ökonomisch und gesundheitlich optimiert werden, menschliche Äusserungen werden so pathologisiert, dass die Pharmaindustrie mit weiter wachsenden Märkten rechnen kann; Alter ist mehr und mehr ein Krankenkassenproblem, Sterben wird in diesem Weltbild ab 50 zu einer eigentlichen ökonomischen Dringlichkeit.

Das Retortenbaby ist der perfekte kapitalistische Wachstumsmotor. Deshalb gibt es jetzt dafür auch den Nobelpreis. In-vitro-Fertilisation ist in einigen Kreisen ebenso hip wie der Kauf einer neuen Designküche. Ich habe amerikanische Freundinnen, die sich ihr Wunschkind wie die Prada-Schuhe vorbestellten und schliesslich auch kriegten. Dass diese Retorten, seien sie nun invitro oder via Leihmutter, nach einigen Abtreibungen (um das «Produkt» zu optimieren) oder via Adoption oft die alte Weisheit bestätigten «sei vorsichtig, was Du Dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen», steht auf einem anderen Blatt.

Das Retortenbaby steht als Auftakt zur biologistischen Vermehrung der Menschen jenseits der menschlichen Urteilskraft oder gar gesellschaftspolitischen Diskussion. Dass nun der von Edwards lang erwartete Nobelpreis ohne grossen Klamauk über die Bühne ging, zeigt, wie sehr wir alle die technischen Möglichkeiten in der Menschwerdung akzeptiert haben und diese bis zur Schmerzensgrenze unserer Vorstellungskraft auch leben. Und ja: Überlassen wir doch, verdammt nochmal, diese Diskussionen nicht ausschliesslich irgendwelchen sterilisierten Ethikkommissionen oder gar fundamentalistischen Kirchenvätern!

Mit Louise Joy Brown (produziert 1978) kamen vom Reagenzglas in die Politik nämlich grosse Fragen auf uns zu: Wem «gehört» eigentlich das Kind? Dem Samenspender? Der Eizellenträgerin? Der Austragenden? Der Aufziehenden? Sind die Macher oder die Betreuende im Recht? Wer kann bei mangelnder Gesundheit des Kindes in Rechenschaft gezogen werden? Wer muss für die Zahnspangen respektive für das Verpassen des richtigen Zeitpunktes, eine Zahnspange einzusetzen, bezahlen? Gibt es ein Copyright für besonders gelungenes genetisches, samenspenderisches oder eizellenqualifizierendes Material? Wie steht es mit der Vervielfältigung? Was passiert mit den eingefrorenen Möglichkeiten künftiger Kinder? Welche Organe gehören nicht-benötigter Kinder wem, wann und wo?

Die Verleihung des Nobelpreises an den Retortenschaffer wäre eigentlich die beste Gelegenheit, philosophisch und politisch über das Treiben all dessen, was uns Menschen zum Menschen macht oder eben nicht, zu diskutieren und entsprechende demokratische Politiken zu formulieren. Denn nicht alles was ist, ist einfach gut, nur weil es ist. Und nicht alles was möglich ist, verdient es auch, angewandt zu werden.


Links zum Artikel:

«Tiere Essen» Das kontroverse Buch zur Fleisch-Produktions-Industrie

Artikel zu «The Kids are alright» Drama um ein lesbisches Paar, deren In-vitro-Kinder den Samenspender kennen lernen wollen

Wie Schönheit wahlen entscheidet (oder nicht) Bericht über die Nationalfondstudie «Selects»

10vor10 Gespräch Das 10vor10-Gespräch mit Dr. Imturm


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